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ZIELE


Wie der Text zum Einstieg sollen die hier angeschlossenen Fragen anregen, ohne bereits allzu sehr zu fokussieren oder Ziele vorzugeben.

Wie wird der Habitus des Kritisierens in den verschiedenen Phasen der (akademischen) Sozialisation eingeübt? Inwiefern ist Anerkennung in der (Wissenschafts-)Kultur von Kritik abhängig? Inwieweit sind bestimmte Praktiken und Genres der Kritik männlich bzw. weiblich kodiert?
Wie gestalten sich in diesem Feld Machtkonstellationen, wer behauptet über das Medium Kritik Deutungshoheiten? Welche Taktiken und Strategien greifen hier?
Welche Erfahrungen habe ich mit Kritiksystemen im universitären wie in anderen gesellschaftlichen Feldern? Worin unterscheiden sich deren Muster und Formen des Kritisierens, worin ähneln und überschneiden sich diese?
Praxis des Kritisierens in Generationszusammenhängen bzw. über Generationengrenzen hinweg? (Sennett 1999, 47)


Derartige Fragen zielen auf unsere Alltage des Kritisierens. Denn in diesen Alltagen müssen wir Modelle des Kritisierens und Beurteilens professionalisieren; nicht selten ist dieser Lernprozess mit Bedenken und Problemen verbunden, misst man doch die eigene Praxis oft genug an idealtypischen Vorgaben und (akademischen) Vorbildern. Eine Sozialgeschichte, Soziologie und Ethnografie der Kritik aber, wie wir sie mit dem Workshop initiieren wollen, sollte dazu befähigen, selbstbewusst eigene Wege der Kritik (und Anerkennung - „Um wessen Urteil geht es hier eigentlich?“ [Maase 1999, 78]) zu finden, ohne in die Falle moralischer Gewissheiten und Eindeutigkeiten zu stolpern. In durchaus praktischer Absicht widmen wir uns also den zu beobachtenden Standardisierungen und Festschreibungen von Kritik in den Wissenschaften, in jenen Wissenschaften die, da ist Max Webers Diktum (1904) nach wie vor gültig, eigentlich auch dazu da sind, Unsicherheit zu schaffen – inner- wie außerhalb des wissenschaftlichen Felds.


Kritik ist uns damit Thema und Aufgabe zugleich: Kritik, wie sie in der Folklore, in den Kosmologien und Mythologien unserer, ja unserer, Alltage kommuniziert wird und Kritik, wie sie immer auch Katalysator war und ist für ein Denken (und Forschen), das sich stets aufs Neue der Mühe unterzieht, Eindeutigkeiten und damit verbundene Geltungs- und Machtansprüche in Frage und zur Diskussion zu stellen. Kritik als wissenschaftliche Methode, das kann kein selbstgewisses Urteilen, muss vielmehr selbstreflexives Einmischen, Nachbohren, Insistieren sein, auf der Frage nach dem historischen Gehalt, nach sozialen Interessenlagen und Machtkonstellationen, nach Beziehungen und Verhältnissen hinter kulturellen Praxen – und auf immer wieder neue Fragen und ungewohnte, auch unbequeme Perspektiven.