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NINE 2 FIVE? ARBEIT UND FREIZEIT UND WISSENSCHAFTLERINNEN


gefördert durch Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien
Laufzeit: Jänner - August 2004
Leitung/wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Gert Dressel und Nikola Langreiter

KulturwissenschaftlerInnen sind in einer Weise auf ihr berufliches Feld fixiert und reduziert, dass in anderen gesellschaftlichen Bereichen - z. B. in der eigenen Familie - kaum Erfahrungen gesammelt werden. Die Ansprüche der Branche (Wissenschaft als quasi "totale Institution") kollidieren mit den Anforderungen anderer Institutionen, etwa mit moderner Elternschaft. Zugleich scheinen Privatleben und Arbeit weder räumlich, noch zeitlich oder sozial und emotional getrennt: KulturwissenschaftlerInnen ist alles Quelle. Auch Alltägliches, die sogenannten Selbstverständlichkeiten, gilt es zu kategorisieren, zu analysieren und interpretieren - dazu fühlt man sich berufen. Wird so akademische Praxis in ganz besonderem Maß zur Lebensform, bestimmt wesentlich die Identität der Involvierten? Ist man als WissenschaftlerIn Teil eines "Ensembles" (Goffman), verlassen einen die dort gängigen Regeln und Wertmaßstäbe nie? Interessant ist zu hinterfragen, ob diese Normen und Chancen für alle Beteiligten gleichermaßen gelten - wie werden sie wahrgenommen, wie betreffen sie Frauen und Männer, Angehörige unterschiedlicher Altersgruppen, universitär etablierte WissenschaftlerInnen und ,junge' FreiberuflerInnen, die sich über Projektarbeit finanzieren? Was sind Konsequenzen und Kosten einer solchen Lebensform: Was passiert etwa, wenn WissenschaftlerInnen, die sich zeitlich, sozial und emotionell vor allem unter Ihresgleichen bewegen, mit RepräsentantInnen anderer Bevölkerungsgruppen sprechen, wenn sie ihr geschaffenes Wissen in anderen gesellschaftlichen Feldern kommunizieren müssen oder wollen? Verfügen AkademikerInnen da über kompatible Logiken des Sich-Verständlich-Machens und Verstehens?

Wir arbeiten mit einem biographischen Ansatz; unsere wichtigsten Quellen sind lebensgeschichtliche Interviews mit KulturwissenschaftlerInnen und publizierte Autobiographien von in diesem Bereich Tätigen. Dieses Material wird - zwecks Kontextualisierung und Quellenkritik - mit einer möglichst breiten Palette anderer Quellen verknüpft (WissenschaftlerInnenportraits, Werbung, Presseartikel, Selbstdarstellungen von kulturwissenschaftlichen Einrichtungen und ihren ProtagonistInnen etc.).